Geschichte der Badekultur

Badekultur im Orient

Anders als die europäischen Kirchenlehrer sahen die islamischen Gläubigen einen wichtigen Zusammenhang zwischen körperlicher Sauberkeit und seelischer Reinheit. Im islamischen Glauben gibt es vor jedem der fünf Tagesgebete eine Reinigung, sowie besondere Reinigungsrituale zu besonderen Anlässen. Schon im 7. Jahrhundert wurden viele Waschhäuser gebaut, um die religiösen Reinigungsvorschriften besser befolgen und ausführen zu können. Die Badehäuser wurden oft sowohl filigran als auch prunkvoll mit Malereien und Kalligraphien verziert und galten als Zierde und Stolz der frühen orientalischen Städte. Allerdings konnte die römische Badekultur im Islam nie Fuß fassen, da dieser, im Gegensatz zum römischen Badehaus, stehendes Wasser zur Reinigung untersagt. In einem islamischen Badehaus, genannt Hamam, stand deswegen das Schwitzbad im Vordergrund. So soll es im 9. Jahrhundert etwa 65.000 öffentliche Waschhäuser allein in Bagdad gegeben haben. Diese ähnelten zwar im Aufbau den römischen Thermen, waren jedoch sehr viel kleiner und hatten keine Fenster an den Wänden. Das Licht kam durch Öffnungen an der Kuppel. Gebadet wurde streng nach Geschlechtern getrennt. Es gab einen Raum zum Umkleiden, dort bekam man ein Tuch, um das Bad nicht nackt zu betreten. Dann folgte ein mäßig warmer Raum und anschließend der heiße Bereich mit dampfend-feuchter Luft. Im heißen Bereich erfolgte eine Seifenmassage, gerubbelt wurde mit einem Handschuh aus Ziegenhaar. Wasser zum Abspülen kam aus kleinen Wasserhähnen an den Wänden. Statt eines Barbiers arbeiteten in den Waschhäusern die sogenannten Tellaks: Männliche Angestellte, die für die rituelle Reinigung zuständig waren.

Die Bäder kombinierten viele Facetten, die heute unter dem „Spa“-Begriff fallen, denn es gab nicht nur Sauna und Dampfbad, sondern auch Massagen, die der Erholung dienen sollten.

Das Rasul war eine ganz besondere Reinigungszeremonie, die von den Kurtisanen im Harem inspiriert wurde. Diese bestand zunächst aus einer Schlammkur, einer gemäßigten Erhitzung des Körpers und schließlich einer Aromatherapie, bei der kostbare Öle und Balsame aus allen Teilen der Welt im Vordergrund standen.

Diese Bäder hatten ebenfalls eine soziale Funktion, dienten sie doch dem Austausch von Neuigkeiten oder gar für Handelsgespräche. Ebenfalls dienten sie als als Heiratsmarkt. Mütter suchten unter den badenden Frauen oft passende Bräute für ihre Söhne.

Wie auch in anderen Teilen der Welt ging mit dem Aufkommen privater Badezimmer die Zahl der Badehäuser massiv zurück.

Der Cagaloglu Hamam in Istanbul ist eines der ältesten, traditionell gebauten islamischen Badehäuser der Welt und wird auch heute noch benutzt.

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ashe